Wenn du der Wahl über eine Situation beraubt wirst, ist es trotzdem noch immer deine eigene Wahl, wie du dich dabei fühlst.
Da bleibt dir die Wahl, was du damit fabrizierst, wie du dich mit der gegebenen Situation umgehst. Lediglich die Wahl über die Option ist dir genommen. Nichts mehr und nichts weniger.
Mein jüngstes und persönliches Erlebnis
Bis vor kurzem war ich selbst in einer ursprungs-familiären Situation, welche über meinen Kopf hinweg – vor Jahren – so entschieden wurde; die Geschwister haben den Kontakt zur Familie gebrochen.
Dieser ur-familiäre Verlust hat mich tief getroffen. Dass ich da die Wahl über mein Gefühl hab, sah ich lange Zeit nicht. Ich war aufrichtig traurig. In dieser Zeit war ich Einzelkind unserer Eltern mit Geschwister, die lebten, aber nicht „existierten“.
Situation:
Die Wahl, die Ur-Familie zusammenzuhaben wurd’ mir genommen.
Gefühl:
Die Wahl, wie ich mich dabei fühle, hab ich lange Zeit ebenfalls aus den Händen gegeben.
Das selbstgewählte Glorifizieren
Ich habe mich getäuscht. Über die Jahre hab ich diese Konstellation von unserer Familie peu à peu selbstwählend glorifiziert. Habe in der Vorstellung unser Zusammensein in romantische Narrative getüncht – weit ab der Realität, versteht sich. Wenn wir zusammen wären, dann würd es Rosen regnen und so. Danke Netflix und Co.
Das war meine Wahl. Tagträume sind selbst gewählt.
Akzeptanz als Abfindung
Über eine lange Zeit hatte ich gar keine Wahl hinsichtlich dieser Situation.
Der Kontakt wurde mir entzogen, ob ich damit einverstanden war oder nicht.
Mir blieb das in-your-face-Akzeptanz Trostpflaster. Friss oder stirb. Danke für nichts!
In dieser Zeit zog ich am Gras und es wuchs nicht schneller. Zugegeben, das war für eine tendenziell eher ungeduldige Person eine grosse Lehre. Ommmmm… ich.musste.mich.in.Akzeptanz.üben. Jup, ich hab jetzt den Master in dieser Disziplin. Schwör! Gelernt ist gelernt.
Gib mir die Gelassenheit,
Theologe Reinhold Niebuhr (1892–1971)
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Die dankbare Enttäuschung
Zu meinem 40. Geburtstag hatte ich 1 Wunsch: Die Ur-Familie an einen Tisch zu bringen. Fisch essen. Zusammen sein.
Der Wunsch wurd’ erhört und ich frohlocke laut in die Luft raus, dass es meine mir grösstmögliche Erlösung war.
Eine Woge von Dankbarkeit überflutete mich. Ich wurde enttäuscht. Enttäuscht meiner Glorifizierung. Von dem Bild der Glückseligkeit, die wir zusammen hätten. 5 Erwachsene sind 5 Erwachsene, zwar verwandt aber die Konstellation ist neu. Nicht mehr so, wie ich in der vorgegaukelten Täuschung meinte!
Ich bin eigenverantwortlich
Mir schepperte die Klarheit vor die Augen: Ich hab genauso die Wahl über dieses Zusammensein! So simpel!
Wünsche ich diesen Kontakt oder nicht. Egal, wie andere ihre Entscheidung darüber treffen. Meine Wahl ist unabhängig.
Die Macht ist zurück
Das Atmen strömt seitdem wieder bis zu den Zehenspitzen hinab. Bin in die Selbstwirksamkeit zurückgekommen. Raus aus dem verlassenen Opferdasein, rein in mein Wille, in meine Grösse.
Dass dies ein so frappanter Unterschied ist, ist fast nicht in Worte zu fassen. Wenn ich mich gegen diesen Kontakt entscheiden würde, es wäre komplett eine andere Situation.
Zurück in die Macht zu kommen ist gewaltig prima.
Ich hatte diese Befugnis davor schon; hab diese nicht als solche erkannt.
Mein bedeutungsvollstes Erlebnis 2022
Das war mir die grösste gelernte Lehre, welches ich gestern für das vergangene Jahr notierte.
Die Wahl zu treffen, selbst wenn das Gegenüber anders wählt – selbstbestimmt. Unbezahlbar.
Wähle!
Ja, schon in Ordnung, manchmal hat man keine Wahl über Situationen.Gebe ich zu. Eben, wie eingangs erwähnt, gesetzt den Fall, dass Petrus Regen will, will Petrus Regen. Wie du dich fühlst, wenn du vor diese vollendete Tatsache gestellt wirst, das bleibt immer deine Wahl. Diese Chance nimmt dir niemand. Nie! Das ist gar nicht möglich.
Und schliesslich sind wir Menschen voller Emotionen [Motion = Bewegen]. Das bewegt uns durch die Tage.
Geniesse diese Freiheit und dieses Privileg etwas öfter, als du dir zutraust! Nimm deine Möglichkeiten in die Hand, ins Herz und auf die Zunge.
Tu, was du tun willst.
Sag, was du sagen willst.
Und warte nicht auf den Moment, wo jemand anders für dich entscheidet.
In Liebe und auf ein neues bewegendes Jahr,
Maura
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